Tambourcorps Scheiderhöhe 1928 e.V.

Hier steckt Musik drin

Chronologie des Tambourcorps Scheiderhöhe

Gegründet wurde das Corps im August des Jahres 1928 von Mitgliedern der Freiwilligen Feuerwehr Scheiderhöhe, wo man allerdings nicht zwischen Kübelspritze und Saugschläuchen die Fertigkeiten an den hölzernen Querflöten und den Marschtrommeln übte, sondern im Saal der Gaststätte Weeg/Fassbender. Die Feuerwehr war bereits ein Jahr früher gegründet worden und auch der Ort Scheiderhöhe war bereits seit einigen Jahren mit elektrischem Strom versorgt worden. Gerade war die große Durchgangsstraße von Pützrath nach Scheiderhöhe in Richtung Oberschönrath fertiggestellt worden, was für einigen Ärger gesorgt hatte, da man zur Beschaffung von Steinmaterial die naheliegende Burg Schönrath gesprengt hatte. Die Jungmusiker brachten es unter der Leitung von Robert Blum tatsächlich fertig, bereits nach einem Jahr auf einem Kreisfeuerwehrtag in Menden aufzutreten.

Eine sicherlich beachtliche Leistung der Jungs und Mädels .... nein Mädels hatten damals im Gegensatz zu heute noch nichts bei den männlichen Spielleuten zu suchen.

Es kamen weitere Auftritte bei Kirmes- und Feuerwehrfesten in der näheren Heimat hinzu und auch die Mitgliederzahl wuchs ständig an.

In Mexiko wurde im Gründungsjahr der Staatspräsident ermordet und ein Wissenschaftler namens Alexander Fleming entdeckte in London die bahnbrechende Wirkung des Penicillins: Aber wen interessierte das schon in Scheiderhöhe. Hier wurde getrommelt und geflötet: "Alte Kameraden" und "Preußens Gloria", diese Märsche kannte jeder und auch der "Torgauer" stand im Künstlerbuch der Truppe. Sicherlich war das musikalische Proben des Corps außerhalb der beruflichen Tätigkeit, die weit über die heutige Stundenzahl hinausging nicht einfach, doch sicherlich eine willkommene Abwechslung vom Alltagsleben. Die Holzflöten entlockten manchem ungeschulten Mundwinkel die erstaunlichen Töne und auch die Tambouren ergänzten deren Spiel problemlos zu einer hörbaren Einheit. Alles wäre so harmonisch weiter verlaufen, wenn nicht ein gewissenloser Fantast namens Adolf Hitler diese schönen Seiten des Lebens in den Hintergrund gerückt hätte.

 

Der II. Weltkrieg brach aus und es ist natürlich verständlich, das in dieser bedrückenden Zeit jegliche musikalische Aktivität für 10 Jahre ruhte.

 

1949 - 1959

 

Nach Ende des Krieges herrschte große Wiederaufbaustimmung im ganzen Land, wovon natürlich auch Scheiderhöhe erfasst wurde. Der Schulunterricht im Jahre 1949 mit immerhin 153 Schülern in der Volksschule war bereits seit einiger Zeit wieder aufgenommen worden und auch die Jungs vom Tambourcorps probten wieder emsig, um dann bereits zum Kirmesmontag in Scheiderhöhe am 19. September 1949 unter der musikalischen Leitung von Heinrich Fassbender den Kirchgang mit Gefallenenehrung zu spielen. Schon Anfang November war man wieder aktiv: Zur Goldhochzeit des Ehepaares Wilhelm Blum fanden sich alle Ortsvereine im Fassbender-Saal ein, um gebührend auf "die Pauke zu hauen". Und wie damals zu solchen Anlässen gefeiert wurde, wissen heute nur noch die wenigsten.

Als Neumitglieder traten unsere jetzigen Ehrenmitglieder Paul Schwindt und Ludwig Weeg dem Corps mit vielen anderen musikbegeisterten Recken aus Scheiderhöhe und Umgebung bei. Das Proben wurde intensiviert, wenn es auch schon mal etwas lauter herging und auch einem kühlen Schluck in die verdörrten Kehlen war man nicht abgeneigt.

Man fuhr zu vielen Spielterminen mit Pkw, Motorrad oder auch mit dem Feuerwehrwagen, wobei dann auch schon mal eigenhändig der Verkehr auf der Kreuzung in Donrath zwecks schnellerer Durchfahrt geregelt wurde. Spezialist hierfür war Günther Brehmer, der mit seinem langen Ledermantel wie ein echter "Schupo" wirkte.

Nach solchen Touren, die nicht immer problemlos endeten, war es auch nicht verwunderlich, dass man sein Motorrad am nächsten Tag nicht wiederfinden konnte. Obwohl - es stand noch immer an der gleichen Stelle, nur man konnte sich an nichts erinnern. 

Auch Theater wurde gespielt, wobei das komödiantische Talent der Spielleute für großes dörfliches Vergnügen sorgte; Johannes Heesters -mittlerweile verstorben- hätte sicherlich Mühe gehabt, mit seiner Schauspielkunst in der Truppe mithalten zu können.

 

Zum 25-jährigen Jubiläum trug man einen mit Signalhörnern intonierten Marsch vor; die Scheiderhöher "Knüppelches-Jonge" wurden in dieser Zeit genauso bekannt, wie ein Herr Elvis Presley aus Memphis, der im Jahre 1954 mit seinen Hüftschwüngen und einem neu kreierten Musikstil Erfolge feierte.

 

Neu zur Truppe stieß auch in diesem Jahr ein junger Mann aus Scherferhof, der mit dieser Rockmusik nichts anfangen konnte, und lieber die Männer vom Tambourcorps unterstützte. Hans-Karl Dohmen - unser Ehrenmitglied - war über dreißig Jahre der Chronist des Vereins, aus dessen Bücher wir heute die amüsantesten Episoden entnehmen können. 

 

1964 - 1978

 

Ab 1960 wurde es dann für einige Jahre etwas ruhiger im Spielbetrieb; dieses wird sicherlich nicht daran gelegen haben, dass die Antibabypille auf den Markt kam, nein viele Spielleute zogen in andere Ortschaften und manche hatten nicht mehr so richtigen Spaß am pfeifen und trommeln.

Nach dem frühen Tod von Heinrich Fassbender im Jahre 1964 hatten es die nachfolgenden Tambourmajore Johannes Fassbender und Peter Wiel schwer, die Spielfähigkeit der Truppe aufrecht zu erhalten. Die verbliebenen Mitglieder und im Besonderen Heinz Krengel starteten eine erfolgreiche "Anwerbungsaktion" sodass zum 40. Stiftungsfest der Feuerwehr im Jahre 1967 wieder zahlreiche jugendliche Musiker zusammen-kamen; jetzt jedoch nicht mehr im Verbund der Wehr sondern als selbstständiges Corps mit eigenen neuen grünen Uniformen.

Auf der Kirmes 1969 wurde Heidi Wiel erste Bohnenkönigin von Scheiderhöhe; ein seltener Titel, der die Folgejahre nicht überlebte. Man musste "Berliner Ballen" käuflich erwerben, worin sich dann in einem dieser Leckerchen eine Bohne befand. Wer weiß, ob nicht der Amerikaner Armstrong gerne in einen solchen Ballen gebissen hätte, anstatt kurz vorher als erster Mensch den Mond zu betreten. 1920 war wohl ein gutes Jahr zum heiraten, denn fünfzig Jahre später fanden allein in Scheiderhöhe und Umgebung sechs Goldhochzeiten statt: "Freut euch des Lebens" - damals wie heute zu solchen Anlässen ein beliebter Auftaktmarsch des Corps.

 

Zur bekannten fünften Jahreszeit im Rheinland versuchten wir uns in der Session 1972/73 erstmals mit den bekannten Blau-Weiß-Funken aus Siegburg im karnevalistischen Zusammenspiel, was zur Folge hatte das sich die Auftrittszahl rasant erhöhte. 29 Jahre dauerte diese Verbindung getreu dem Motto " Ein Herz und eine Seele ", wobei man wissen muss, das diese gleichnamige Serie 1973 ihren Beginn hatte. Im selben Jahr besuchten wir dann auch noch unsere Partnerstädte Frouard / Pompey in Frankreich und zierten unseren Reisebus mit einem Hammelkopf, dessen Restteil wir vorher verspeist hatten. Reichlich feste und flüssige Nahrung gab es auch bei unseren Scheunenfesten, die wir lange Jahre auf der Schönau bei Wilma und Ludwig Weeg veranstalten durften.

Die Werbetrommel wurde weiter gerührt mit Autoaufklebern, welche mit Vereinswappen 1975 sichtbar an den Wagen der Mitglieder prangten und merkbar neue Personen zur Mitgliedschaft anregen sollte. Bereits drei Jahre später konnten dann Graham Bonney und die Jakob-Sisters begrüßt werden, allerdings nicht als Neumitglieder sondern als Showgäste zum 50-jährigen Bestehen des Vereins, welches in einem großen Festzelt gefeiert wurde.

 

1980 - 2000

 

Die nächsten zwanzig Jahre sind geprägt vom melodischen Zusammenspiel mit vielen befreundeten Musikvereinen aus der heimatlichen Region wie zum Beispiel mit den Blasorchestern aus Neuhonrath, Rösrath, Lohmar, der  Lüderich-Brass-Band oder den C-D-F-Musikanten (heute Swinging Brass). 1980 übernahm Friedhelm Weeg aus Oberscheid die Position des Tambourmajors um diese nach sieben Jahren berufsbedingt in die Hände von Horst-Dieter Oberheuser -genannt Obi- zu geben.

Im selben Jahr wurden Peter Wiel und Ewald Heidgen zu ersten Ehrenmitgliedern des Vereins ernannt und der langjährige Pfarrer der Kirchengemeinde Scheiderhöhe, Pastor Knauff, wurde Kirmesmontag in Lindlar zur letzten Ruhe geleitet. Dessen energische Art im Religionsunterricht der Volksschule wird sicherlich noch manchen Vereinsmitgliedern in Erinnerung sein, zumal der Zeigestock nicht immer die Haltbarkeitsprüfung überstanden hat.

Den sportlichen Charakter hervorhebend beschloss man 1984 eine Autorallye für die Vereinsmitglieder zu organisieren, welche mit markanten Zwischenprüfungen abgerundet wurde.

Ein Jahr später gewann in Wimbledon ein 17-jähriger Knirps namens Boris Becker das altbekannte Tennisturnier und machte so diesen weißen Sport in Deutschland populär. Populär wurden auch unsere Autoralleys, welche danach noch 10 Jahre durchgeführt wurden und viele Siegerpaare hervorbrachten.

Im Forum Wahlscheid feiern wir 1988 mit den "Höhnern" und Renate Fuchs unser 60-jähriges Bestehen um dann erstmals zusammen mit dem Blasorchester aus Neuhonrath einen "Großen Zapfenstreich" vorzutragen, der spätabends auch noch viele Gäste anlockte. Revolutionierende Erneuerung im Verein dann ein Jahr später als man auf einer Versammlung doch tatsächlich beschloss, weibliche Mitglieder trotzt energischer Gegenwehr in dieser Männerdomäne zuzulassen. So ganz problemlos ging die Sache nicht von statten, doch dürfte der Verein heute froh sein, diesen Schritt damals gewagt zu haben, wenn man die Zusammensetzung des heutigen Corps betrachtet.

Auch bleibt das Jahr 1989 sicherlich  unserem Vereinsförderer Georg Stang in Erinnerung, als wir diesen zur Unterstützung zu uns holten; zusammen mit Gero Schwarz ab 1993 sind die beiden Allroundmusiker eine große Hilfe für den ganzen Verein, ohne die wir sicherlich nicht so schnell unser Repertoire hätten erweitern können.

1990 wurden unsere Fußballer in Italien zum dritten Mal Weltmeister und auch die deutsche Einheit ließ dann nicht mehr lange auf sich warten.

Bei uns wurden neue Märsche wie der "Tiroler Adler", die "Gablonzer Perlen" und auch der im ersten Teil bereits vorgetragene "Castaldo" erlernt; beim "Kulturfest der Völker" in Wahlscheid 1997 versuchte die "Schäl-Sick-Brass-Band" uns aus dem Rhythmus zu bringen, was ihr allerdings nicht gelingen konnte. Doch bescherte uns diese etwas andere Musikart, welche wir in den Folgejahren noch öfters auf der "Humba-Party" vortragen konnte, eine große Anhängerschaft: "Fire" und "Samba de Janeiro" sind halt Lieder, die etwas aus dem Raster eines Spielmannszuges herausfallen.

 

                                                        

 2000 - 2023


Karnevalistisch haben wir uns -nachdem wir mit den Blau-Weiß Funken aus Siegburg zusammen fast 30 Jahre auftraten- in eine andere jedoch nähere Region verlagert; inzwischen sind wir bereits zum zwölften Male begleitender Musikzug des Dreigestirns der Stadt Rösrath, mit denen wir begeisterte Einmärsche absolvieren.

Aber man muss halt mal etwas Neues probieren, sonst hätte unser Corps sicherlich nicht lange 90.Vereinsjahre überstanden. Mehrere runde Jubiläen wurden in der Vergangenheit mit vielen begeisterten Besuchern gefeiert; zu unserem 80-jährigen Fest im Jahre 2008 in der Lohmarer Jabachhalle hatten wir im Rahmen der Lohmarer Kulturwoche zum zweiten Mal die Big-Band der Bundeswehr zu Gast, die mit ihrer Solistin Bwalja aus Sambia 500 Besucher anlocken konnte. Natürlich waren im Vorfeld eine Menge Dinge zu erledigen, was sich allerdings etwas einfacher gestaltete, da wir das bereits alles vor vier Jahren schon mal durchgezogen hatten. Zudem unterstützte uns die Stadt Lohmar aufgrund ihrer Kulturwoche durch Presse und Berichterstattung und kostenfreie Nutzung der Veranstaltungshalle. Als Reinerlös konnte der begünstigten  „Bürger Stiftung Lohmar“  eine stolze Summe zur Verfügung gestellt werden, die von dort einem karikativen Zweck zugeführt wurde.  Auch der eine Woche später in Scheiderhöhe stattfindende „Musikalische Frühschoppen“ im Gasthaussaal mit unseren Freunden vom Posaunenchor Weisel war recht gut besucht. Natürlich wollten wir uns zum Jubiläum auch mal selbst präsentieren, was von den anwesenden Besuchern auch begeistert honoriert wurde.

Auch die traditionelle kleine Scheiderhöher Kirmes veranstaltete das Tambourcorps ab dem Jahre 2000 als Organisator mit großem Erfolg und vielen musikalisch befreundeten Gästen. Von 2016 bis 2019 waren wir Mitorganisator - dann allerdings unter dem Namen „Kirchweih, Markt & Mehr“ laufend. Und nicht unerwähnt werden sollten auch die zahlreichen „Großen Zapfenstreiche“ in den Jahren 1988 bis zuletzt 2014 (10 x), die wir zu den verschiedensten Ereignissen mit Erfolg spielen durften.

Nachdem „Obi“ die Stabführung im Verein nach 22 Jahren abgab, führt uns nunmehr „Eule“ Michael Kreuzer mit seiner Lyra ab 2010 musikalisch an. Auch studiert er in Personalunion inzwischen mit uns die neu zu erlernenden Stücke im Proberaum des ortsansässigen Dorfgemeinschaftshauses mit steigendem Erfolg ein. Viele neue Medleys und karnevalistische Potpourris sind Dank seines Engagements entstanden. Ich erwähne hier nur stellvertretend folgende Stücke:   „Seemannslieder von der Waterkant: Heut geht’s an Bord“, „American Folk“, „Liechtensteiner-Polka“, „Udo-Jürgens“, „Indiana-Jones Filmmelodien“, „Moskau... Dschingis Khan“ sowie zuletzt in Anlehnung an den Brexit unserer Freunde von der Insel: ein Britannia-Medley mit bekannten historischen Stücken.  Aber auch typische Spielmannsmusik wie "Dem Land Tirol die Treue", der „Böhmische Traum“, der „Erzherzog Rainer Marsch“, der „Bozner Bergsteiger-Marsch“, der "Textilaku-Marsch" und der "Saint Triphon-Marsch"   kamen zuletzt dazu und werden auch vom musikbegeisterten Publikum applaudierend angenommen. Auch unser Retro-Repertoire wurde ergänzt durch einen Volkslieder-Streifzug mit "Westerwald / Polenstädtchen / Gelber Wagen und Wenn die bunten Fahnen wehen".  Man muss halt immer was Neues wagen.

Hoffen wir, dass auch die nächsten Jahre für unser Tambourcorps Scheiderhöhe weiter erfolgreich bleiben und harmonisch gestaltet werden können.